Projektbeschreibung

ARCHITRAVE: Kunst und Architektur in Paris und Versailles im Spiegel deutscher Reiseberichte des Barock

Das Akronym ARCHITRAVE steht sinnbildlich für den kulturverbindenden Brückenschlag deutscher Reisender, die sich nach Frankreich begeben haben: Sechs Berichte deutscher Architekten und Diplomaten, die zwischen 1685 und 1723 ins Nachbarland aufgebrochen sind, bilden den Gegenstand der digitalen Online-Edition. Es handelt sich bei diesen Berichten um Dokumente, die aufgrund der darin geäußerten substantiellen Urteile zur französischen Kunst und Architektur von besonderem Aussagewert für die Erforschung der kulturellen Transferprozesse zwischen den das Heilige Römische Reich Deutscher Nation bildenden Reichsgliedern und Frankreich sind. Das Quellenkorpus umfasst Dokumente von:

Über den Reiter Edition kann unmittelbar auf die Texte zurückgegriffen werden. Ausführlichere Hinweise zum ausgewählten Quellenbestand sind dort unter Quellenkorpus zu finden.

Fragestellungen

(1) Kernanliegen des Vorhabens ist es, zu einem besseren Verständnis der Zugangswege zu einer fremden Kultur in der Epoche des Barocks beizutragen. Deutsche Reisende haben, selbst wenn sie von neugieriger Bewunderung getragen waren, doch schon weit vor der Hochphase der Aufklärung kritische Distanz zu französischer Kunst und Kultur genommen (s. Tagung 2021: „Zwischen Bewunderung und Ablehnung: ausländische Wahrnehmung französischer Kunst am Übergang vom 17. zum 18. Jahrhundert“). Bis heute ist nicht ausreichend untersucht worden, in welchem Ausmaß der Kontakt mit der französischen Kultur zur Entwicklung eines solchen unabhängigen Urteilsvermögens beigetragen hat. Diese kritische Haltung hat zudem das Festhalten an einheimischen, innerdeutschen Bewertungsmaßstäben gefördert und zu einer Schwächung des bis dahin vorherrschenden Eklektizismus beigetragen.

(2) Die teilweise illustrierten Reiseberichte stellen wertvolle historische Quellen dar. Ihre Analyse kann zu einem besseren Verständnis der Erscheinung und zeitgenössischen Nutzung zahlreicher Gebäude und ihrer Innenausstattungen beitragen (s. Workshop 2017: „Zugang mit Hindernissen? Zur Frage der Zugänglichkeit zu Denkmälern und Kunstwerken in Paris und der Île-de-France am Übergang vom 17. zum 18. Jahrhundert“). Eine zusammenführende Analyse der Quellen ist zudem geeignet, wertvolle Hinweise zu den persönlichen Netzwerken zu liefern, über die die Touristen vor Ort verfügten.

(3) Auch hinsichtlich ihrer literarischen Qualitäten und ihrer linguistischen Besonderheiten zählen die hier zu untersuchenden Texte zu einer Phase des Übergangs. Bisher ging die Forschung davon aus, dass die Reisenden erst mit der Aufklärung die Fähigkeit ausbildeten, in ihren Berichten individuelle Beurteilungen über die von ihnen gesehenen künstlerischen Werke abzugeben. Doch lässt sich bereits seit dem späten 17. Jahrhundert eine steigende Befähigung der reisenden Autoren beobachten, einzelne künstlerische Aspekte und Details je nach individuellen Interessen in den Blick zu nehmen. Sogar eine emotionale Schilderung von Landschaften und Kunstwerken lässt sich in Ansätzen beobachten (s. Workshop 2018: „Zwischen Realität und Fiktion: Reiseberichte als eigenständige künstlerische und literarische Gattung“).

Vorgehen

Das Projekt umfasst drei Teilbereiche:

Förderung

Programm FRAL-2016, finanziert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Agence Nationale de la Recherche (ANR)

Beteiligte Institutionen in Deutschland und Frankreich

(Bei der Antragstellung 2016 und bis zur Überwechselung des Projektleiters an die Philipps-Universität Marburg zum Wintersemester 2017 war noch die Université de Reims Champagne-Ardenne (URCA) Projektpartner.)

Projektleitung und Ansprechpartner

Prof. Dr. Hendrik Ziegler (UMR); hendrik.ziegler(at)staff.uni-marburg.de

Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen

(Die ausführliche Auflistung aller Mitarbeiter*innen über den gesamten Projektzeitraum finden Sie unter Team.)